Unsere Lieblingsbücher

Paul Wüterich

Bildquelle: Annette Betz Verlag
Paul Wüterich
von Antje Bohnstedt
32 Seiten
1. Aufl. 2018
Annette Betz Verlag
 ISBN: 978-3-219-11741-7
14,95€


Eine Geschichte über Wut und wie man sie in den Griff bekommt ohne andern zu schaden
für Kinder ab 4 Jahren

Paul ist ein großer Wasserdrache und Frieda ein Maus.
Paul und Frieda sind beste Freunde.
Ihr wundert euch, das Drachen und Mäuse Freunde sein können?
In dem kleinen Dorf mitten in der Wüste leben Drachen und Mäuse einträchtig zusammen weil sie einander helfen und brauchen. Die Mäuse putzen die Drachen dafür passen die großen Wesen auf ihre kleinen Helfer auf, beschützen sie vor Feinden.
Ein Idyll wie es meist nur in Bilderbüchern zu finden ist und dennoch ist unsere Geschichte gar nicht so weit weg von der Erfahrungswelt der Kinder, denn Freundschaft ist überall ähnlich. Ob bei uns Menschen oder ,eben wie hier, bei Drachen und Mäusen. So ist es nicht verwunderlich, das Frieda und Paul, die beste Freunde sind, sich auch mal streiten, oder sich die Meinung sagen. Wie im wahren Leben bei uns auch.
Alles fängt damit an, das Paul schlecht geschlafen hat und sehr missmutig aufsteht. Er will sich von Frieda nicht die Zähne putzen und zum Geburtstag der Tante mag er auch nicht gehen.
Schlecht gelaunt läuft er durchs Mäusedorf und schließt wütend einen Stein weg, der vor seinen Füßen liegt. Solche Situationen kennen die Kinder auch. Jeder hatte schon mal einen Tage, an denen man lieber im Bett geblieben wäre.
Was Paul in seiner Wut nicht realisierte der Stein, den er so achtlos wütend weggeschossen hat zerstört eines der kleinen Mäusezelte die überall verteilt herum stehen.
Zum Glück war die Besitzerin nicht im Zelt sonst hätte es bös ausgehen können.
Frieda ermahnt ihren Freund, fordert ihn auf das Zelt wieder aufzustellen.  Doch anstatt Friedas Rat zu befolgen gibt er ihr einen Schubs. Sie landet unsanft im Sand. Damit nicht genug.........
Was er noch macht verrate ich hier nicht. Aber das er dann auch noch laut anfängt seiner Wut freien Lauf zu lassen und zu schimpfen, das kann man schon erahnen.
Frieda mag ihren großen Wüterich und weil sie Freunde sind hat sie viel Geduld mit ihm.
Ruhig redet sie mit ihm erklärt ihm, das es in Ordnung ist wenn man mal wütend ist aber das es andere Mittel gibt mit der Wut um zu gehen, sie heraus zu lassen. Unter der Wut sollten nicht andere leiden müssen.
Einfühlsam bindet Antje Bohnstedt im weiteren Verlauf der Geschichte Strategien ein wie man, mit einfachen Mitteln, mit Wut umgehen und sie auch loswerden kann.
So kann man laut schreiend seine Wut heraus lassen oder sich mit dem Prinzip "Sandsack" auspowern. Natürlich hält die Autorin für die Leser besondere Umsetzungen parat, die vor allem auch durch die wunderbaren Illustrationen visualisiert werden.
Unseren Lesekindern hat besonders gut gefallen, das Frieda so viel Geduld mit ihm hat und nicht nachtragend, denn schließlich richtete sich Pauls Wut ja auch gegen Frieda.
Einige der Kinder erklärten, das sie mit ihrer Wit meist allein gelassen werden. Da ist niemand der mit einem spricht oder hilft. Meist ist es sogar so, das man noch mehr Ärger bekommt. So hätte es auch bei Frieda und Paul sein können. Frieda hätte sich zurück ziehen können, Paul die Freundschaft aufkündigen oder auch wütend reagieren. Statt dessen hilft sie ihrem Freund und zeigt ihm Wege mit der Wut umzugehen und das nicht nur einmalig an diesem Tag sondern immer wenn Paul mal wieder Wut verspürt.
Die Geschichtet endet mit der Erkenntnis, dass es auch bei  einem völlig verkorkster Start noch ein schönes Ende geben kann.
Die Bilder visualisieren sehr eindrucksvoll die Gefühlswelt des Drachen und lassen so gut nachvollziehen wie Paul sich fühlt, denn eines ist klar, auch er leidet an der Wut. Man spürt deutlich wie unglücklich er über sich selbst ist.
Auch Friedas empathische Art ihr Verständnis, ihre Resolutheit und auch Geduld ist in den Bildern klar zu erkennen.
Einfühlsame, wunderbar farbige, auch witzige Illustrationen erzählen die Geschichte. Sie fokussieren sehr deutlich die wichtigsten Inhalte. Dabei ist wenig drum herum zu finden, was den Betrachter ablenken würde. Dann wiederum sind die Bilder wieder detailreicher auch bunter und illustrieren das Geschehen im Kontext der gesamten Geschichte.
Unseren Lesekindern gefiel besonders gut der Kontrast zwischen den großen Drachen und den kleinen Mäusen, sowie den kleinen "niedlichen" bunten Zelten der Mäusestadt.
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Wir hatten während und nach der Lesung viel Spaß mit diesem Bilderbuch. Die Kinder erzählten ohne Aufforderung von ihrer Wut und wie sie damit umgehen. So konnte jeder vom anderen auch noch etwas lernen. 
Sicherlich liegt es hier nahe das Buch  pädagogische nachzubearbeiten bzw. zum Anlass zu nehmen über Wut zu sprechen aber auch im kleinen Zuhause ist es eine schöne Geschichte, die z.B. als Wut -Abbau dienen kann.
"Sollen wir mal schauen was der Wasserdrache Paul macht wenn er wütend ist?"
oder
"Sollen wir mal sehen wie die kleine Maus Frieda ihrem Freund Paul hilft als der wütend ist?"
"Ich kenne einen Drachen, der war einmal so richtig wütend und weißt du was er da gemacht har?"
Fragen mit denen man gut zum Buch hinführen kann wenn man es als Wut Ventil nutzen möchte.
In der Regel bedarf es aber erst einmal einer anderen Wut-Lösung. Hier könnte man ein Kissen nehmen vor sich halten und den Kindern die Möglichkeit bieten hier feste drauf zu schlagen um die Wut heraus zu lassen. Nach dieser ersten Maßnahme kann dann  das Buch zum Einsatz kommen.
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Man muss aber nicht warten bis jemand wütend ist um diese schöne Geschichte zu lesen, denn wenn man sie einfach so liest weiß man bei der nächsten Wut was man tun könnte.
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"Paul Wüterich"
eine wunderschöne Geschichte über Wut aber auch über eine ganz besondere Freundschaft.







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